Wenn Geschichte bewegt

Ingrid Portenschlager mit 100 Schülerinnen im (Zeitzeugen-) Gespräch.

Der Verein „LILA WINKEL – Vereinigung zur Rehabilitierung und Unterstützung von Opfern der NS-Zeit“ beschäftigt sich seit 1998 mit der Dokumentation und Aufarbeitung des Schicksals unschuldiger Opfer. Im Rahmen dieser Tätigkeit besuchte Ingrid Portenschlager, Tochter des im KZ Flossenbürg in Bayern inhaftierten Ernst Reiter (Lebensgeschichte hier nachzulesen: http://www.lilawinkel.at/ernst-reiter/), am 28.11. die Schulen Riedenburg und hielt vor über 100 Schülerinnen des Gymnasiums und der HLW einen bewegenden Vortrag.

Die Referentin nahm die Schülerinnen auf eine spannende, aber gleichzeitig auch äußerst traurige und bewegende Reise in die Vergangenheit mit, indem sie die Geschichte ihres Vaters lebendig werden ließ. Diese begann unter dramatischen Umständen bereits im Kindesalter des kleinen Ernst, als sein Vater, ein durch den 1. Weltkrieg zutiefst traumatisierter Mensch, gemeinsam mit seiner Frau, den Freitod wählte. Am Tag des Suizids fragte er den 11-jährigen Sohn, ob er lieber leben oder sterben wolle. Ernst wählte das Leben und wuchs bei seiner Tante Cäcilia, die tragischer Weise im KZ den Tod fand, auf.

Als Ernst Reiter im Erwachsenenalter aus Glaubensgründen den Wehrdienst verweigerte, landete er schließlich im Konzentrationslager Flossenbürg.

Wie sehr Geschichte auch heute noch bewegen und zum Nachdenken anregen kann, zeigte sich nicht zuletzt daran, dass es – trotz der großen Schülerinnenzahl – mucksmäuschenstill in der Kapelle war. Gebannt lauschten die Schülerinnen den Ausführungen von Ingrid Portenschlager. Ihre ruhig vorgetragenen, von tiefer Wertschätzung gegenüber ihrem Vater zeugenden und gerade deshalb so eindrücklichen Schilderungen über das ganz alltägliche Grauen eines KZ-Häftlings lösten Betroffenheit, Entsetzen und große Nachdenklichkeit aus.

  • Wie konnte es geschehen, dass Menschen jegliche Menschlichkeit verloren?
  • Wie konnte es geschehen, dass Sadismus und Misshandlungen zu staatsdienlichen Verhaltensweisen wurden?
  • Wie konnte es geschehen, dass Millionen Unschuldiger in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten sterben mussten.
  • Wie kann es sein, dass diese menschenverachtende Ideologie noch heute Anhänger findet?

Solche und ähnliche Fragen wurden mit den Schülerinnen diskutiert.

Nach knapp 2 Stunden endete das Zeitzeugengespräch und machte auf beeindruckende Weise deutlich, dass die Auseinandersetzung mit den Gräueln der NS-Zeit eine wichtige Voraussetzung dafür ist, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, als Mensch zu wachsen und sich der eigenen Verantwortung bewusst zu stellen.

 

Wenn Geschichte bewegt