Hölle auf Erden

Exkursion in die KZ Gedenkstätte Dachau.

Junge Frauen warten frierend auf dem Parkplatz neben dem Bregenzer Bahnhof. In Kürze startet unsere Exkursion in das ehemalige Konzentrationslager Dachau. Es ist die letzte Klassenfahrt der 8. Klasse. Begleitet werden wir von der 6. Klasse des Gymnasiums.

Nach einer zweieinhalbstündigen Anreise beginnt schon bald die Führung. In zwei Gruppen aufgeteilt, bekommen wir an diesem Vormittag einen Überblick über die Gedenkstätte und deren Geschichte. Doch die Geschichten, die erzählt werden könnten, würden für Wochen, gar Jahre, ausreichen.

Das ‚‚Vorzeige’’-Konzentrationslager wurde 1933 erbaut und bestand ohne Unterbrechung bis 1945, als es von den Amerikanern befreit wurde. In dieser Zeit gab es über 200.000 Haftinsassen aus ganz Europa, von denen mindestens 40.000 starben. Heute wird es von 800.000 Personen jährlich besucht.

Alle Leute müssen, genauso wie wir, durch das Eingangstor. ‚‚Arbeit macht frei’’, steht darauf geschrieben. Die Leiterin unseres Rundgangs, Tanja, erzählt uns, dass das Original gestohlen und erst Monate später auf einem norwegischen Parkplatz wiedergefunden wurde, weswegen es heute in einer Vitrine der Ausstellung steht. Außerdem erzählt sie uns von den Nationalsozialisten, die einige mit dem Zug angereiste Neuankömmlinge begrüßten, indem sie ihnen sagten, dass sie durch dieses Tor reinkommen aber – auf den Schornstein zeigend – nur dort wieder rauskommen würden.

Danach besuchen wir den riesigen Appellplatz, auf dem sich die Gefangenen, bei jeder Witterung, über Stunden aufstellen mussten. Neben von Inhaftierten gemachten Kunstwerken besichtigen wir die nachgebauten Baracken, in denen mal 200, mal 2.000 Leute übernachteten, die große Ausstellung im Hauptgebäude und zuletzt den Verbrennungsofen. Dieser Ort der Vernichtung geht uns besonders nahe und man muss unweigerlich an all die JüdInnen, Homosexuellen, Ausländer, Roma und Sinti sowie Obdachlosen denken, die getötet, verbrannt, oder mit schlimmsten Methoden gefoltert wurden.

Als wir Tanja auf die aktuelle Situation ansprechen, schüttelt sie nur den Kopf. Politiker, die sagen, sie wollen Flüchtlinge an einem ‚‚Ort konzentrieren’’, das sei gefährlich.

‚‚Vier Monate Bunker, vier Monate Dunkelhaft, vier Monate, nur jeden vierten Tag etwas Warmes zu essen! Die Zeit schleicht dahin. Ich zähle nur jeden vierten Tag und bin erstaunt, wenn das Essen kommt und mich weckt. Dann befinde ich mich im Trancezustand ’’

Erwin Gostner, 1938.

Der Zweck dieser Gedenkstätte ist klar: Das geschehene Gräuel darf niemals vergessen und niemals vergeben werden. Umso dankbarer sind wir, dass wir im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Chance bekommen haben, die Überreste des Leids mit eigenen Augen zu sehen.

Vielen Dank an Herrn Prof. Sprickler und Frau Prof. Hammerer für das Organisieren dieser bewegenden und wichtigen Ausbildungsfahrt.

Alexandra Seybal, 8. Klasse

Hölle auf Erden